Unsere heimischen Zecken sind durchwegs Lauerjäger. D.h. sie warten im Gras und auf Büschen auf vorbeikommende Wirte und krallen sich bei Kontakt blitzschnell an diese an. Das Leben unserer heimischen Zecken ist daher auf langes Warten ausgerichtet. Problematisch für die Zecke ist aber, dass sie nicht durchgehend wochenlang an der Spitze eines Grashalmes sitzen kann. Am Grashalm bzw. am Busch ist sie vermehrt dem Wetter ausgesetzt. Entscheidend ist die Temperatur - aber vor allem die Feuchtigkeit. Zecken müssen von Zeit zu Zeit „Wasser tanken“. Dazu verlassen sie ihre Lauerposition und ziehen sich in feuchtere Stellen der Wiese bzw. des Bodens zurück. In dieser für die Zecken lebensnotwendigen Zeit können sie aber keinen Wirt finden. Ein Dilemma für die Zecken. Dieses „Hin und Her“ oder vielmehr „Auf und Ab“ kann sich über Jahre hinziehen.
Der Entwicklungszyklus von Zecken dauert im Normalfall 3-6 Jahre (Ei-Larve-Nymphe-Erwachsene-Ei). Bei schlechter Wirtslage, d.h. ohne verfügbare Wirte, können die Zecken auch lange hungern. Es gibt Berichte von einer Überlebensdauer von bis zu ca. 10 Jahren im Labor. 1
Ab einer Temperatur von ca. 5 bis 7°C beginnen die Zecken aktiv zu werden. Wann und wie viele Zecken aktiv auf Wirtssuche sind, ist jedoch von mehreren Faktoren abhängig. So sind neben der tatsächlichen Anzahl der Zecken und der verfügbaren Wirte Temperatur und Luftfeuchtigkeit die Haupteinflussfaktoren. Da aber alle diese Faktoren gebietsweise unterschiedlich sein können, sind allgemeine Aussagen bezüglich der zu erwartenden Zeckenaktivität nur unter Vorbehalt zu treffen. Wie wichtig der Feuchtigkeitsschutz ist, zeigt auch die interessante Tatsache, dass die Eier der Zecken mit einer Wachsschicht überzogen sind. Damit werden die sehr empfindlichen heranwachsenden Larven in den Eiern vor Austrocknung geschützt. 2
Forschungen deuten darauf hin, dass eine Infektion der Zecke mit Erregern Auswirkungen auf das Zeckenverhalten haben kann. Eine schweizer Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass mit Borrelien infizierte Zecken Trockenheit besser überstehen. Eine amerikanische Forschungsgruppe konnte zeigen, dass Anaplasmen – ebenfalls durch Zecken übertragene Bakterien – den Zecken „helfen“, kältere Temperaturen besser zu überleben.
Sie veranlassen die Zecken, mehr eines Stoffes zu produzieren, der die Bildung von Eiskristallen verhindert. Eine englische Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass eine Babesienart (das sind durch Zecken übertragbare Einzeller) die Lebensspanne der Überträgerzecken verlängern kann.
Mit FSME-Viren infizierte Zecken sind laut einer russischen Arbeitsgruppe aktiver und aggressiver. Sie sind viel unempfindlicher gegenüber Zeckenschutzmitteln.
Zecken spielen weltweit eine große Rolle bei der Übertragung von verschiedenen Krankheitserregern, wie z. B. FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borrelien. Dabei ist die Zeckendichte und das Zeckenvorkommen zusammen mit der Verfügbarkeit von Reservoirwirten entscheidend für das Risiko, mit einem durch Zecken übertragenen Krankheitserreger in Kontakt zu kommen.
In Reservoirwirten kann sich ein Reservoir von Erregern stetig oder zumindest über längere Zeit erhalten, ohne dass der Wirt hierdurch beeinträchtigt wird, wie z.B. in Nagetieren. 4, 5, 6, 7